Über 30 Gruppen, Organisationen und Dachverbände fordern in einer gemeinsamen Resolution die längst überfällige Anerkennung der deutschen Kolonialverbrechen.
Die Anerkennung der deutschen Kolonialvergangenheit als staatliches Gewaltverbrechen, dessen Folgen bis in die Gegenwart national wie international spürbar sind, ist überfällig. Kolonialismus war nicht nur ein historisches Unrecht, sondern wirkt bis heute in Form struktureller, institutioneller und kultureller Gewalt, rassistischer Ausgrenzung sowie globaler Macht- und Ressourcenungleichheiten fort. Die Verantwortung des deutschen Staates zeigt sich nicht nur in der formalen Anerkennung dieser Verbrechen, sondern ebenso darin, wie ernsthaft und nachhaltig er bereit ist, Auseinandersetzung, Aufarbeitung, Erinnerungsarbeit und Reparationen zu finanzieren und zu ermöglichen.
Die Initiaitve Perspektivwechsel e.V. hat diese Resolution mitunterzeichnet und unterstützt die Forderungen.
Du bist Lehrkraft oder politische Bildner:in? Du willst zu Deutschem Kolonialismus arbeiten und bist auf der Suche nach geeignetem Lernmaterialien? Dann sei am 27.11 bei unserer Veranstaltung dabei.
Nach jahrzehntelangem Druck von zivilgesellschaftlichen Initiativen und Aktivist:innen war es am 23. August 2025 soweit: Die ehemalige M*-Straße in Berlin-Mitte trägt nun den Namen Anton-Wilhelm-Amo-Straße!!! Endlich eine kolonialrassistischer Begriff weniger in der Stadt und die längst überfällige Eherung des Philosophen und Rechtswissenschaftlers Anton Wilhelm Amo (1703–nach 1753).
Anton Wilhelm Amo gilt in Deutschland als erster bekannter Akademiker afrikanischer Herkunft. Er studierte zu Beginn des 18. Jahrhunderts in Halle an der Saale und in Wittenberg, wo er 1734 auch promovierte. Er wirkte dort sowie in Jena als Dozent der Philosophie. In seiner akademischen Arbeit widmete er sich unter anderem der Rechtsstellung Schwarzer Menschen in Europa. Amo steht für Widerstand, Selbstbehauptung und afrodiasporisches Wissen – viel zu lange unsichtbar gemacht. Jetzt hat er den Platz, der ihm zusteht.
Die Initiative Perspektivwechsel e.V. war beim Umbenennungsfest dabei. Unser Kollege Hobskur hat das Fest mit seinem Auftritt unterstützt und das Publikum mit seinem Rap auch kurz mit in das politische Geschehen nach Kamerun entführt. Denn koloniale Straßennamen und Denkmäler sind weltweit in großen Städten zu finden. Auch in Kamerun gibt es noch viele Denkmäler und Straßennamen, die Kolonialverbrecher ehren.
Die neue Anton-Wilhelm-Amo-Straße in Berlin-Mitte steht für eine Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit und für das Engagement all jener, die sich nicht mit diskriminierenden Straßennamen abfinden. Sie ist ein sichtbarer Erfolg antirassistischer Kämpfe im öffentlichen Raum.
Am 5. Juli 2025 fand das 15. Internationale Fußballturnier von Narud e.V. statt – ein Fest der Begegnung, Vielfalt und Gemeinschaft. Teams aus verschiedenen Ländern und Communities traten auf dem Spielfeld gegeneinander an und setzten damit ein starkes Zeichen für Zusammenhalt und Fairplay.
Wir, die Initiative Perspektivwechsel e.V., waren mit dabei – und durften uns über eine ganz besondere Anerkennung freuen: Wir wurden mit dem Baobab-Preis ausgezeichnet!
Der Preis würdigt unser Engagement in der antikolonialen Bildungsarbeit, in Schulen, Universitäten oder Nachbarschaftsvereinen, sowohl in Deutschland, als auch un Kamerun. Eine schöne Auszeichnung und zugleich Motivation, unsere Arbeit fortzuführen. Baobab ist übrigens ein wunderschöner Baum, der in vielen Regionen auf dem afrikanischen Kontinent zu finden ist. Er hat einen langen dicken, glatten Stamm und eine Baumkrone, bei der die Äste sich wie ein Regenschirm zu den Seiten erstrecken. Die Früchte des Baobab-Baums sind sehr vitaminreich und werden vielseitig eingesetzt.
Ein herzliches Dankeschön an Narud e.V. für die Organisation dieses inspirierenden Turniers und an alle, die mitgespielt, angefeuert und gefeiert haben. Wir freuen uns schon jetzt auf das nächste Jahr!
Die Anlu Bibliothek ist seit 2022 ein Ort, der junge Menschen in Douala, Kamerun empowert und dazu anregt sich zivilgesellschaftlich zu engagieren. Die Bibliothek, stellt afrikanische und afro-diasporische Literatur sowie Schulbücher bereit. Das Projekt „Auf den Spuren unserer Geschichte: Ein interaktives Rechercheprojekt in der Anlu-Bibliothek“ macht sich mit Kindern und Jugendlichen auf biographische Spurensuche: Kulturelle und historische Aspekte des eigenen Kiezs, der eigenen Stadt und des Landes werden anhand der eigenen Familienbiographie, kamerunischer Literatur und Filmen unter die Lupe genommen. Die Teilnehmer*innen beschäftigen sich dabei mit der Geschichte und Gegenwart und überlegen wie sie die Zukunft ihres Kiezes, ihrer Stadt und ihres Landes gestalten möchten.
Zum Projektstart organisierte das Team in Douala eine Reihe von Workshops und Begegnungen sowie einen ersten Filmanbend. Der kurze Dokumentarfilm „Formé.e.e pour chômer“ wurde als erster Film vergange Woche in Oyack gezeigt.
Der Film porträtiert, wie das Bildungssystem in Kamerun junge Menschen ausbildet, für deren Expertise und Abschlüsse es kaum Arbeitsplätze gibt. Gleichzeitig wird auch aufgezeigt, dass viele Studiengänge und Ausbildungen kein Wissen vermitteln, was in den dafür vorgesehenden Arbeitsbereichen in Kamerun anwendbar ist. Wesentlich dafür sei die Tatsache, dass das Bildungssystem in Kamerun seit der Kolonialzeit nie reformiert wurde. Der Journalist Rémy Nsabimana macht dies anhand mehrerer Beispiele deutlich: Obwohl es im Gesundheitswesen Kameruns einen extremen Mangel an Ärzt:innen gibt, hat sich die Anzahl der Studienplätze für Mediziner:innen seit der Unabhängigkeit kaum verändert. Gleichzeitig existiert eine sehr hohe Zahl an Studienplätzen in Fächern, für die es wenig bis keine Arbeitsplätze gibt, wie zum Beispiel in der Germanistik. Daher lautet die Forderung der im Film interviewten Expert:innen: das Bildungssystem zu dekolonialisieren.
Unter den 35 Zuschauer:innen in Oyack, vor allem unter den Jugendlichen, gab es danach mehrere Wortmeldungen. Viele beklagten, dass sie in ihrem beruflichen Werdegang nur wenig Beratung erhalten würden. Weder die Eltern noch die Lehrer:innen in der Schule würden bei der Ausbildungswahl unterstützend eingreifen. Daraus resultiere eine Orientierungslosigkeit und Unsicherheit, die viele am Ende in den informellen Sektor treiben würde. Einige anwesenden Eltern äußerten sich darauf frustiert über das Schulsystem, dass doch ihren Kindern Orientierung geben solle und sie aber stattdessen disorientieren würde.
Neben dem Filamabend organisierte ICP ein Treffen für Eltern, deren Kinder die Anlu-Bibliothek besuchen, um darüber zu diskutieren, wie sie ihre Kinder im Schulsystem unterstützen können. Außerdem traf sich Hilaire Djoko mit einer Kollegin in Yaounde Nzinga Kimpa Vita Koudjou -„la ministré de la décolonisation“ – , die seit 2021 Workshops und Lesezirkel zu afrikanischer Literatur anbietet. Bei diesem Treffen tauschten sie sich über die Rolle der Bibliothek bei der Förderung des kulturellen Erbes und der Bildung aus. Die Ministerin zeigte großes Interesse an den Projekten der Bibliothek und betonte die Wichtigkeit, die kolonialen Spuren in der Geschichte Kameruns zu bewältigen und die lokale Kultur zu stärken.
2025 gefördert durch die Stiftung Nord-Süd-Brücken mit finanzieller Unterstützung des BMZ:
Für 2025 sind alle kostenlosen Workshops im Projekt „Auf den Spuren des Widerstands gegen Rassismus“ ausgebucht. Schulen, die ein Budget für Projekte der politischen Bildung haben, können unsere fünfstündigen Workshops mit zwei Referent*innen für 600 EUR (300 EUR pro Referent*in inklusive Vor- und Nachbereitung) buchen.
Wir wissen, dass es für viele Schulen schwierig ist diese Kosten zu stemmen, gerade jetzt, da auch viele Schulen durch starke Mittelkürzungen betroffen sind. Leider haben wir momentan keine andere Finanzierung über die wir noch mehr Schulen ermöglichen könnten unser Angebot wahrzunehmen. Wir freuen uns, wenn es über Fördervereine, Spenden oder andere Finanztöpfe klappt!
Reserviert auch gerne bereits Termine für die kostenlosen Workshops 2026!
Unsere Workshops sensibilisieren für anti-Schwarzen Rassismus als Vermächtnis deutscher Kolonialgeschichte und ermutigen junge Menschen sich antirassistisch zu positionieren.
Über die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Strategien des Antikolonialen Widerstands werden Diskussionen zu Privilegien, Machtverhältnissen und demokratischer Teilhabe angestoßen.
Unsere Wanderausstellung „Zwischen Rebellion und Petition“ hat den Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ 2024 der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) gewonnen. Jedes Jahr ehrt die bpb bundesweit zivilgesellschaftliche Projekte, die sich in besonders vorbildlicher Weise für eine demokratische Gesellschaft engagieren. Unsere Ausstellung wurde mit einem Preisgeld von 6.000 EUR gewürdigt. Von 455 Bewerbungen wurden neben unserem Projekt 56 weitere Initiativen bundesweit ausgezeichnet. Die offizielle Preisverleihung findet 2025 statt.
Die Comic-Ausstellung „Zwischen Petition und Rebellion“ nimmt Besucher*innen mit in die Welt des antikolonialen Widerstands in Kamerun. Drei Widerstandskämpfe stehen exemplarisch für verschiedene Generationen, die sich gegen den Kolonialismus und dessen Erbe wehrten. Die Comicfiguren Acha und Kenjo aus Kamerun begleiten die Ausstellung, kommentieren die dort erzählten Ereignisse aus ihrer Perspektive und diskutieren deren Auswirkungen auf die Gegenwart. Über die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Strategien des antikolonialen Widerstands werden Diskussionen zu Privilegien, Machtverhältnissen und demokratischer Teilhabe angestoßen. Interaktive Elemente laden zum Mitmachen und Diskutieren ein.
Die Hauptzielgruppe des Projektes sind Jugendliche und junge Erwachsene ab 16 Jahren. Seit 2020 wurde die Ausstellung an 21 Orten deutschlandweit gezeigt. Dazu gehören Schulen, öffentliche Bibliotheken sowie Jugend- und Kulturzentren. Rund 3.000 Menschen wurden erreicht. Im Kontext der Ausstellung fanden Fortbildungen, Führungen sowie Workshops für Jugendliche zu antikolonialem Widerstand, deutscher Kolonialgeschichte und anti-Schwarzem Rassismus statt.
Wir freuen uns riesig über den Preis und freuen uns auf die weiteren Reisen, die die Wanderausstellung in Zukunft machen wird. Derzeit steht sie noch bis Ende April 2025 in Berlin bei Brot für die Welt (BfdW).
Ende 2024 haben wir zwei Texte zu kolonialen Kontinuitäten veröffentlicht. Hilaire Djoko hat sich in einem Betrag für Brot für die Welt mit seiner sprachlichen Biographie und der kolonialen Schöpfung Kameruns beschäftigt. Der Text erschien anlässlich des 140. Jahrestages der Berliner Kolonialkonferenz, die vom 15. November 1884 bis zum 26. Februar 1885 stattfand.
Den gesamten Beitrag, mit dem Titel „Kameruner – Camerounais – Ga ba ye hom“ könnt ihr hier nachlesen.
Dolly Afoumba und Katharina Lipowsky haben für den Jahresbericht, des Vereins Decolonize Berlin e.V, einen Beitrag zur Frage der Diversifizierung von Lehrplänen geschrieben. Denn nachwievor sind Deutsche Schulcurricula eurozentristisch und hauptsächlich von weißen Perspektiven geprägt. Lehrpläne zu diversifizieren bedeutet, Perspektiven aus dem Globalen Süden einzubinden, europäische Werke kolonial- und rassismus- kritisch zu analysieren, aber in diesem Kontext auch auf ihre Relevanz zu überprüfen.
Den gesamten Beitrag, mit dem Titel „Diversität in Deutschen Schulcurricula. Cheikh Anta Diop, Sophie Bosede Oluwole und May Ayim a.o. wanted“ könnt ihr hier nachlesen.
Am 07. Mai 2025 lesen wir aus unserem Comic „Widerstand. Drei Generationen antikolonialer Protest“ im Schauraum Comic+Cartoon in Dortmund. Die Lesung findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Black Comics. Vom Kolonialismus zum Black Panther“ statt. Ursprünglich war sie am 27. Febrauar 2025 geplant, wurde aber aus organisatorischen Gründen auf den 07. Mai 2025, 18:00 Uhr verschoben.
In unsere Lesung werden wir Auszüge aus allen drei Geschichten präsentieren, zeitgenössische Musik aus den jeweiligen Regionen spielen und unsere Arbeit insgesamt vorstellen. Wir freuen uns auf euer Kommen!
07. Mai 2025, 18:00 Uhr im Schauraum Comic+Cartoon am Max-von-der-Grün-Platz 7, 44137 Dortmund
2025 geht unsere Lernplattform zu Deutschem Kolonialismus online. Für die Entwicklung des digitalen Angebots suchen wir Lehrkräfte, die das Format testen.