Meet James Murua, a Kenyan blogger and author. He shares his views about the situation of librairies in East Africa especially on access to books written by African authors. #mon_auteur_africain_e

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Für Achille Mbembé müssen Entkolonialiserung und Kritik am Rassismus gemeinsam gedacht werden, denn dass was in Europa als “Rasse” konstruiert wurde ist für ihn „die wilde Seite des europäischen Humanismus“.

In seinem 2010 publizierten Werk “Ausgang aus der langen Nacht. Versuch über ein enkolonialisiertes Afrika” diskutiert Mbembé die Kontinuität kolonialer Strukturen und entwirft eine radikale Zukunftsvision für den afrikanischen Kontinent.

Eine Vision für Afrika

Nach Mbembé müsse Afrika sich von Europa abwenden, um seine wirkliche Unabhängigkeit zu erlangen. Dafür müsse ein starker panafrikansicher Zusammenschluss entstehen, innerhalb dessen afrikanische Länder mit einer gemeinsamen Stimme gegenüber dem Westen auftreten. Nur so könnte das imperalisitische Auftreten anderer Mächte in Afrika in seine Schranken gewiesen werden.

Scharfe Kritik übt der Autor an Frankreichs und die Doppelmoral der französischen Politik. So würde das Land seinen republikanischen Geist und seine humanitäten Werte hochhalten und hätte gleichzeitig nichts gegen den Aufsteig der extremen Rechten unternommen. Frankreich habe sich lange hinter seiner republikanischen Tradition versteckt und so bestehende rassistische Strukturen negiert. Von einem wirkichen Dekolonialisierungsprozess könne bis heute nicht gesprochen werden. A

Achille Mbembé

Dekolonisierung, so Mbembé, würde nicht nur durch einen Kampf gegen bestehende Strukturen und Institutionen erreicht. Es sei vor allem auch ein innerer, psychologischer Kampf. Um Dekolonisierungsprozesse anzustoßen, sei es erforderlich Gesellschaften von Grund auf zu demokraitsieren. So kritisiert Achille Mbembe das Verhalten afrikanischer politischer Eliten, die mit den gleichen Strategien der ehemaligen Kolonisatoren ihre Gesellschaften entmündigen würden.

Achille Mbembe entwicklet in seinem Werk das Konzept von Menschen als “Vorbeiziehenden” und schreibt, dass die Mehrheit der Bevölkerung in Afrika potenzielle Vorbeiziehende wären. Doch genau in diesem Prozess sieht Mbembé Entwicklungspotenzial. Dem gegenüber stehe aber die Politik der “Grenzaufrüstung”, durch die immer mehr Bevölkerungsgruppen innerhalb und außerhalb Afrikas in ihrer Bewegunsgfreiheut eingeschränkt seien.

Ein reichhaltiger und komplexer Gedanke

Auch wenn Achille Mbembe zunächst pessimistisch erscheinen mag, entwickelt er mit dem Wunsch nach mehr Demokratie und der Schaffung einer afrikanischen Einheit eine positive Vision für die Zukunft Afrikas.

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Der Name der senegalesischen Autorin Ken Bugul bedeutet auf Wolof „Die, die keiner will“. Unter diesem Pseudonym begann sie in den 1980er Jahren, traumatische Erinnerungen aufzuarbeiten. „Das Schreiben ist für mich eine Form der Therapie. Ich kann dadurch reflektieren, verzeihen, abschließen und weitermachen“, sagt sie.

Das Buch „Riwan oder der Sandweg“ erschien im französischen Original 1999 und wurde 2000 mit dem Grand Prix Littéraire de l’Afrique Noir ausgezeichnet. Gerade ist das Buch in deutscher Übersetzung, als Abschluss einer autobiografischen Trilogie, von dem Verein AfricAvenir herausgebracht worden. Es erzählt von ihrer Beziehung mit einem polygamen Serigne, einer spirituellen Autorität im Senegal der 1980er Jahre.

Rückkehr in den Senegal
Ken Bugul hat bei dem Zusammentreffen mit dem Serigne eine schwere Zeit hinter sich, hatte Europa nach einer Prügelattacke ihres französischen Mannes fluchtartig verlassen. Gezeichnet von dieser tiefen Verletzung, aber auch von rassistischer Ausgrenzung in Belgien und Frankreich, kehrt sie nach 15 Jahren in ihr Heimatdorf in den Senegal zurück.

Doch die Rückkehr bedeutet für die damals 30-Jährige kein Ankommen: Im Dorf erwarteten sie eine gemachte Frau, eine, die es in Europa geschafft hat. Ken Bugul aber ist gebrochen und wird von der Dorfgemeinschaft für verrückt erklärt. Um den missbilligenden Augen zu entkommen, verlässt sie ihr Dorf, führt ein Vagabundenleben und treibt sich zwei Jahre lang auf den Straßen der Hauptstadt Dakar herum.

„Der Serigne war danach der Erste, der mich als Mensch wahrgenommen hat, erzählt die Autorin im Gespräch. Der Serigne nimmt sich ihrer an, und Ken Bugul wird seine 28. Tara. Taras sind Frauen, die der Serigne bei sich aufnahm. Von der Gesellschaft verstoßene, Witwen oder psychisch kranke Frauen.

Eindrucksvoll beschreibt Ken Bugul die hierarchische Ordnung und das Leben der Frauen am Hofe des Serigne. Sie entführt den Leser in eine Welt, in der auch die Autorin eine Außenseiterin ist, in ein Leben, das auch für sie selbst bis dahin nie infrage kam. Sie erzählt von den Beziehungen unter den Frauen, ihrem Verhältnis zum Serigne und reflektiert ihr eigenes Vordringen und die privilegierte Stellung, die sie als studierte, weit gereiste Frau im Haus des Serigne einnimmt.

Dabei wird die Polygamie zwar problematisiert, die Unterordnung der Frauen unter einen Mann aber nicht wirklich infrage gestellt. Für Ken Bugul sind diese Frauen keine Unterdrückten: „Ich habe von diesen Frauen gelernt, mich um mich selbst zu kümmern. Ich war völlig europäisiert. Wollte und kannte nur den europäischen Traum einer monogamen Beziehung, in der sich alles um den Partner dreht – bis zum Tod.“ Die Frauen hätten ihr beigebracht, an sich selbst zu denken.

“Ich war völlig europäisiert, kannte nur diesen Traum”

Bis heute kommen monogame Beziehungen, in der man ein ganzes Leben mit einer Person verbringt, für die 69-jährige Autorin nicht infrage. „Ich habe zu viel zu tun, als dass ich mich die ganze Zeit um einen Menschen kümmern könnte“, erklärt sie lachend. „Für mich zählen die Momente mit einem Menschen. Ob der Mann den Rest seiner Zeit mit jemand anderem auch eine schöne Zeit hat, interessiert mich nicht.“

„In Riwan oder der Sandweg“ werden Erinnerungen der Autorin, Fiktion und die Realität der polygamen Beziehung vermischt. Es ist ein Zeugnis des Lebens von polygam lebenden Frauen auf dem Land in den 1980er Jahren, das heute im Senegal so nicht mehr zu finden ist. Gleichwohl stellt es Fragen hinsichtlich der Emanzipation von Frauen – sowie zu Lebens- und Liebeswegen in der heutigen Zeit.

Von Katharina Lipowsky
Dieser Text erschien bereits 2016 in der taz



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1980 veröffentlicht Joseph Pouemi Tchundjang das Buch “Währung, Knechtschaft und Freiheit : Die monetäre Unterdrückung Afrikas.(Monnaie, Servitude et liberté : la Répression monétaire de l’Afrique)”.

In seinem Werk betont er die Notwendigkeit, die Diskussionen über Geldpolitiken für die Öffentlichkeit zugänglicher zu machen. „Es ist notwendig, dass Währungsfragen in Afrika nicht mehr nur von einer kleinen Anzahl von ‚Spezialisten’, die die Magier spielen, entschieden werden.“

Eine Währung der Knechtschaft
Pouemi zufolge, beschränkt sich die öffentliche Debatte in Afrika auf nutzlose Fragen, deren einziger Beitrag darin besteht, den Kontinent ins Verderben zu stürzen: “Statt sich mit wichtigen monetären Fragen auseinanderzusetzen, schenkt Afrika seine Kindern und noch mehr denjenigen, die noch nicht geboren sind, völlig unnötige Leiden.“

Seine Gedanken zu afrikanischen Geldsystemen haben an Aktualität nicht verloren. Bis heute haben viele afrikanische Länder Währungen, die zu Kolonialzeiten etabliert wurden und nach wie vor von den ehemaligen Kolonialmächten verwaltet werden. Viele west- und zentralafrikanische Länder benutzen den FCFA, der 1945 von Frankreich eingeführt wurde und bis heute im französischen Chamalières gedruckt wird.

Pouemi gab der monetären Forschung in den achtziger Jahren eine neue Richtung. In seinem Buch entwickelt er die Theorie, Geld nicht mehr nur als ein monetärer Wert in sich, sondern als ein soziales Phänomen zu begreifen. So argumentiert der Ökonom, dass die Funktion des Geldes, als Zahlungsmittel, arithmetische Einheit und Umrechnungswert, im Laufe der Zeit an Rationalität und Klarheit verloren hat. Stattdessen sei es zu einem mysteriösen Instrument der Herrschaft und Kolonisierung geworden, das ausschließlich einer bestimmten sozialen Klasse (Oligarchen) vorbehalten sei.

Joseph Tchundjang Pouémi

Pouemi zufolge, liegt die Lösung in den politischen und sozialen Problemen Afrikas vor allem auch in der Lösung der Währungsprobleme des Kontinents. An der Frage der Währung hänge die politische und ökonomische Stabilität und Zukunft eines Landes. Durch die Verwaltung afrikanischer Währungen durch den Westen verlieren diese Länder an Souveränität. Seines Erachtens, bedeute der FCFA eine permanente Kolonisierung des afrikanischen Kontinents durch Frankreich.

Neue Finanznormen für Afrika
Als Unterstützer der Unabhängigkeitsbewegungen in Afrika, war er der Meinung, dass sich Forscher seiner Epoche von dogmatischen und eurozentrischen Ansätzen trennen sollten, um neue Paradigmen der Währungsanalyse zu entwickeln.

Dementsprechend entwickelte er neue theoretische Grundlagen für die Kritik monetärer Normen und Standards von Bankgeschäften. So schlägt Pouemi vor, dass sich die Länder, die sich noch unter westlicher Währungsherrschaft befinden, von diesem System der Versklavung distanzieren sollten, indem sie einen Block schaffen, der alle afrikanischen Länder (von den am wenigsten Entwickelten zu den am weitesten fortgeschrittenen) vereint und in dem es eine einzige Währung gibt, die in einer gemeinsamen Zentralbank verwaltet wird.

Dieses Buch lehrt uns zunächst, die Geldpolitik, die unser Leben in Afrika bestimmt, kritischer zu betrachten. Gleichzeitig bildet sein Werk eine wichtige theoretische Unterstützung für die Kämpfe der Anti-FCFA Bewegung sowie für wissenschaftliche Arbeiten zu dem Thema.

Pouemi ermutigt Afrikaner*innen zu Forschung und Innovation. Um die vollständige Unabhängigkeit Afrikas zu erreichen, müssen gegenwärtige und zukünftige Generationen neue Ansätze der Analyse von Finanz- und Wirtschaftspolitik entwickeln, um die aktuellen vom Westen dominierte monetäre Politik zu verstehen und zu verändern.

*(Ref. Jacques Rueff)

Von Dolly Afoumba

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“[Kolonialismus ist] eine systematisierte Verneinung des anderen, eine verzweifelte Entscheidung, dem anderen jedes Attribut der Menschheit zu verweigern” Frantz Fanon, „Die Verdammten dieser Erde“, veröffentlicht 1961. Es ist sein letztes Buch, wahrscheinlich sein populärstes Werk und fand zunächst aufgrund des Algerienkrieges eine besondere Resonanz.

Das Buch ist heute eines der wichtigsten Werke der postkolonialen Theorie. Die Mischung aus sozialpsychologischer Analyse und politischer Kampfschrift machte die Schrift in vielen Teilen der Welt extrem populär und wurde zu einem wichtigen Grundsatzwerk innerhalb antikolonialer Bewegungen.

Die wichtigsten Thesen Frantz Fanon
Für Frantz Fanon ist Gewalt der effektive Weg zur Bekämpfung der Kolonialmächte. Die koloniale Expansion europäischer Mächte nach Afrika hat nach Fanon nicht nur ökonomische und territoriale Auswirkungen. Mit der rassistischen Zivilisationsmission wurde den Kolonialisierten systematisch ihre Menschlichkeit abgesprochen.
In seiner Schrift analysiert Frantz Fanon die Strategien der Kolonialmächte. Er beschreibt zum Beispiel die Vorgehensweise „Teile und herrsche“ der Kolonialmächte, durch die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in den Kolonien gegeneinander ausgespielt wurden um eine breite Koalition verschiedener Ethnien zu verhindern. Für Fanon ist es genau diese Einheit, die für eine Revolution bzw. den Aufbau eines unabhängigen Staates gebraucht wird.

Frantz Fanon

Zentral in Fanons Werk ist zudem die Reflexion über die Auswirkungen von Gewalt auf Körper und Geist der Kolonisierten. Die Kolonialisierten erleiden nicht nur körperliche Schäden durch Zwangsarbeit, Gewalt und Folter, sondern auch psychologische Traumata, die durch Mechanismen der kulturellen und ethischen Assimilationsprozesse der Kolonialmächte und den dadurch resultierenden Identitätsverlusts verursacht werden. Denn mit der europäischen Expansion wurde nicht nur Land erobert, sondern systematisch Wertesysteme der ansässigen Bevölkerungen verdrängt und durch westliche Normen ersetzt. Das reicht von Sprache, über Bildung bis hin zu kulturellen Praktiken. Deshalb betont Frantz Fanon die Bedeutung der Kultur sowie die Auswirkungen der Gewalt, die von der Unterdrückung der lokalen Sprachen ausgeht.

Ein Klassiker der postkolonialen Theorie
Jean Paul Sartre schrieb damals das Vorwort für Frantz Fanons revolutionäres Buch. Die Forderung de gewalttätigen Widerstand verursachten bei seiner Veröffentlichung eine Zensur. Dieses Buch ist ein grundlegendes Element um die komplexen Prozesse des Kolonialismus zu verstehen. Durch sein Werk ermutigt Fanon die Kolonialisierten gegen den Unterdrücker zu protestieren. Er verwendet seine Expertise als Psychiater bei der Untersuchung der Folgen von Gewalt auf Körper und Geist. Durch diese Dekonstruktion des Kolonialismus und seiner Konsequenzen wurde er zum Sprecher antikolonialer Bewegungen im Globalen Süden.


Von Antoine Fèvre

 

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