Die Anlu Story

Protest für selbstbestimmtes Leben im Königreich Kom (1958-1960/61)

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Hey, schön dass du da bist! 😊

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Hier dreht sich alles um die Widerstandsbewegung der Frauen in Kom vor rund 60 Jahren …

Doch bevor wir euch erzählen, was damals bei der Anlu Rebellion abging, wollen wir euch erstmal ein bisschen was zur Region sagen. Acha kommt nämlich aus einem kleinen Dorf in Kom…

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Acha

Was denkst du?

Kirche, Kaffee und kleine Zeremonien?

Seid ihr aus dem, was Acha da erzählt hat, schlau geworden? Und was hat das mit Kolonialismus zu tun?

Was machen Missionar*innen?
In welchen dieser Länder wächst Kaffee?
Was ist das Anlu?

Du willst es genau wissen?

  • Vorkoloniale Zeit

    Das Anlu

    Das Anlu war ein Ächtungs- und Bestrafungsritus. Damit schützten sich die Frauen in Kom vor Gewalt und Unrecht. Frauen eines Dorfes taten sich zusammen und bestraften Mitglieder ihrer Community – hauptsächlich Männer – öffentlich, die gegen das Recht der Kom verstießen. Ende der fünfziger Jahre entwickelte sich in der Region eine Frauenbewegung, die die Strategien des Anlu nutzte, um ihre Lebensweise zu schützen und sich gegen den zunehmenden Einfluss Großbritanniens zu wehren.

     

    Vorkoloniale Zeit

  • Ab 1845

    Christentum

    Bereits 1845 kamen Missionar*innen in das Gebiet des heutigen Kameruns und bauten Kirchen und Schulen. Anfangs lernten einige Missionar*innen noch die lokalen Sprachen und unterrichteten auch in diesen. Doch die deutsche Kolonialmacht gewährte Missionsschulen in Kamerun, die den Unterricht in deutscher Sprache förderten, ab 1908 höherer finanzielle Zuschüsse. So unterrichteten immer mehr Missionsschulen in Deutsch und verdrängten die lokalen Sprachen. Die Missionierung führte zudem zu Spaltungen von lokalen Gemeinschaften in Muslim*innen, Christ*innen und Nicht-Christ*innen, aber auch entlang der Zugehörigkeit unterschiedlicher christlicher Gemeinschaften.

     

    Ab 1845

  • Ab 1884

    Koloniale Wirtschaft

    Die Kolonialmächte etablierten in den Kolonien wirtschaftliche Strukturen, die hauptsächlich auf den Export setzten. Diese Außenorientierung der Wirtschaft wurde in Kamerun nie ganz überwunden. Bis heute dominieren Exportprodukte wie Kaffee, Kakao, Bananen, Baumwolle, Holz und Mineralien den Markt. Uns bis heute sind viele französische Unternehmen im Land präsent, die große Profite machen, während die Arbeiter*innen häufig unter sehr prekären Bedingungen arbeiten.

     

    Ab 1884

Ende der 1950er Jahre entwickelte sich in Kom eine Frauenbewegung, die die Strategien des Anlu nutzte, um ihre Lebensweise zu schützen und sich gegen den zunehmenden Einfluss Großbritanniens zu wehren:

Ende der 1950er Jahre entwickelte sich in Kom eine Frauenbewegung, die die Strategien des Anlu nutzte, um ihre Lebensweise zu schützen und sich gegen den zunehmenden Einfluss Großbritanniens zu wehren:

Die Felder zu bestellen und zu ernten, ist in Kom Frauensache. Sie bestimmen auch darüber, wie die Ernte in der Dorfgemeinschaft verteilt wird. Angebaut werden zum Beispiel Maniok, Mais oder Cocoyams. Durch die gemeinsame Arbeit auf den Feldern sind die Frauen untereinander gut vernetzt.

Die Felder zu bestellen und zu ernten, ist in Kom Frauensache. Sie bestimmen auch darüber, wie die Ernte in der Dorfgemeinschaft verteilt wird. Angebaut werden zum Beispiel Maniok, Mais oder Cocoyams.

Die britische Kolonialmacht fördert die Viehzucht und viele Männer schaffen sich Rinder an. Das Vieh verwüstet oft die Pflanzen auf den Feldern der Frauen.

Die Brit*innen investieren auch in neue Produkte zum Export nach Europa, wie zum Beispiel in Kaffee. Mit ihrer Landwirtschaftspolitik wollen sie schnell große Gewinne erzielen. Doch je mehr Kaffeeplantagen es gibt, desto mehr Ackerfläche verlieren die Frauen.

Die britische Kolonialmacht fördert die Viehzucht und viele Männer schaffen sich Rinder an. Das Vieh verwüstet oft die Pflanzen auf den Feldern der Frauen.

Die Brit*innen investieren auch in neue Produkte zum Export nach Europa, wie zum Beispiel in Kaffee. Mit ihrer Landwirtschaftspolitik wollen sie schnell große Gewinne erzielen. Doch je mehr Kaffeeplantagen es gibt, desto mehr Ackerfläche verlieren die Frauen.

Mit der Ankunft der ersten Missionar*innen in Kom, 1913, geraten viele Menschen in Konflikt mit ihren Traditionen. Die christlichen Missionar*innen wollen, dass Frauen in erster Linie Mütter, Ehe– und Hausfrauen sowie Vermittler*innen christlicher Werte sind. Zeremonien wie das Anlu verbieten sie. In den Missionsschulen bilden sie kaum Mädchen aus und wenn, dann nur in Hauswirtschaft.

Mit der Ankunft der ersten Missionar*innen in Kom, 1913, geraten viele Menschen in Konflikt mit ihren Traditionen. Die christlichen Missionar*innen wollen, dass Frauen in erster Linie Mütter, Ehe– und Hausfrauen sowie Vermittler*innen christlicher Werte sind. Zeremonien wie das Anlu verbieten sie. In den Missionsschulen bilden sie kaum Mädchen aus und wenn, dann nur in Hauswirtschaft.

Für viele Frauen sind die neuen Entwicklungen belastend. Als die britische Kolonialmacht dann 1956 auch noch neue Landwirtschaftsgesetze erlassen, spitzt sich die Situation weiter zu. Wer gegen die neuen Gesetze verstößt, soll hohe Bußgelder bezahlen. Häufig kommen Kontrolleure auf die Felder, die Pflanzen ausreißen und die Ernte zerstören.

Für viele Frauen sind die neuen Entwicklungen belastend. Als die britische Kolonialmacht dann 1956 auch noch neue Landwirtschaftsgesetze erlassen, spitzt sich die Situation weiter zu. Wer gegen die neuen Gesetze verstößt, soll hohe Bußgelder bezahlen. Häufig kommen Kontrolleure auf die Felder, die Pflanzen ausreißen und die Ernte zerstören.

Im Wertesystem der Kom ist die Königin Nafoyn das Oberhaupt der Frauen. Sie hat zwar nicht dieselbe Macht wie der Foyn, der König der Kom, aber sie setzt sich für die Belange der Frauen ein.

Die vielen Veränderungen durch die Politik der britischen Kolonialmacht führen dazu, dass sich die Frauen zunehmend an die Königin wenden und sie um Unterstützung bitten.

Um die neuen Landwirtschaftsgesetze kommt es zum Streit zwischen verschiedenen Gruppen in den Dörfern Koms. Bei einer öffentlichen Dorfsitzung eskaliert der Konflikt. Es ist der Beginn der Anlu-Rebellion…

Um die neuen Landwirtschaftsgesetze kommt es zum Streit zwischen verschiedenen Gruppen in den Dörfern Koms. Bei einer öffentlichen Dorfsitzung eskaliert der Konflikt. Es ist der Beginn der Anlu-Rebellion….

Während der Anlu-Rebellion legen die Frauen das Leben in den Dörfern in Kom über Monate lahm. Sie besetzen Schulen, blockieren Straßen und Märkte…

Während der Anlu-Rebellion legen die Frauen das Leben in den Dörfern in Kom über Monate lahm. Sie besetzen Schulen, blockieren Straßen und Märkte…

… und marschieren, mit Stöcken bewaffnet, in Männerkleidung durch die Dörfer. Sie organisieren sich in den Strukturen und mit den Methoden des Anlu. Ältere Frauen stehen an der Spitze von Dorfräten und entscheiden, wie die Frauen ihres Dorfes auf lokaler Ebene vorgehen. Tausende Frauen überall in der Region schließen sich den Protesten an.

… und marschieren, mit Stöcken bewaffnet, in Männerkleidung durch die Dörfer. Sie organisieren sich in den Strukturen und mit den Methoden des Anlu. Ältere Frauen stehen an der Spitze von Dorfräten und entscheiden, wie die Frauen ihres Dorfes auf lokaler Ebene vorgehen. Tausende Frauen überall in der Region schließen sich den Protesten an.

Nach vielen Monaten des Protests haben die Frauen Erfolg: Die Kolonialregierung nimmt die neuen Landwirtschaftsgesetze zurück. Doch seit Beginn der Rebellion haben die Frauen sehr viele Bußgelder auferlegt bekommen. Die sollen sie nach wie vor bezahlen. Hinzu kommt, dass es den Frauen nicht nur um die neuen Gesetze geht, sondern generell um ihre gesellschaftliche Stellung. Deshalb führen die Frauen, trotz der Rücknahme der Gesetze, ihre Protestaktionen fort.

Nach vielen Monaten des Protests haben die Frauen Erfolg: Die Kolonialregierung nimmt die neuen Landwirtschaftsgesetze zurück. Doch seit Beginn der Rebellion haben die Frauen sehr viele Bußgelder auferlegt bekommen. Die sollen sie nach wie vor bezahlen. Hinzu kommt, dass es den Frauen nicht nur um die neuen Gesetze geht, sondern generell um ihre gesellschaftliche Stellung. Deshalb führen die Frauen, trotz der Rücknahme der Gesetze, ihre Protestaktionen fort.

Eine wichtige Strategie der Anlu-Rebellion ist das Entblößen ihrer Brüste und Vulven. Die Kom glauben, dass es Unglück bringt, eine ältere Frau nackt in der Öffentlichkeit zu sehen. So können sich die Frauen frei bewegen, da die Männer vor ihnen weglaufen. Die britischen Kolonialbeamt*innen sind durch die Nacktheit vor allem irritiert. Die Frauen pinkeln auch aus Protest vor Regierungsgebäude und machen sich über die Brit*innen und deren Art Englisch zu sprechen lustig.

Eine wichtige Strategie der Anlu-Rebellion ist das Entblößen ihrer Brüste und Vulven. Die Kom glauben, dass es Unglück bringt, eine ältere Frau nackt in der Öffentlichkeit zu sehen. So können sich die Frauen frei bewegen, da die Männer vor ihnen weglaufen. Die britischen Kolonialbeamt*innen sind durch die Nacktheit vor allem irritiert. Die Frauen pinkeln auch aus Protest vor Regierungsgebäude und machen sich über die Brit*innen und deren Art Englisch zu sprechen lustig.

Während der zahlreichen Protestaktionen nimmt die Kolonialverwaltung auch Frauen fest. Doch Tausende von Frauen protestieren gegen die Festnahmen, so dass die Verhafteten noch am selben Tag wieder freigelassen werden. Die Bewegung wird immer größer und dadurch immer mächtiger.

Während der zahlreichen Protestaktionen nimmt die Kolonialverwaltung auch Frauen fest. Doch Tausende von Frauen protestieren gegen die Festnahmen, so dass die Verhafteten noch am selben Tag wieder freigelassen werden. Die Bewegung wird immer größer und dadurch immer mächtiger.

Als die Proteste schon über ein halbes Jahr andauern, lädt der oberste britische Kolonialverwalter die Frauen zum Gespräch nach Bamenda ein. Bamenda ist die größte Stadt in der Region und rund 55 km vom Königreich Kom entfernt. Knapp 6000 Frauen laufen zu Fuß zu dem Treffen in die Stadt. Und tatsächlich der Druck wirkt:  der britische Kolonialverwalter in Bamenda stimmt allen Forderungen der Frauen zu.

Als die Proteste schon über ein halbes Jahr andauern, lädt der oberste britische Kolonialverwalter die Frauen zum Gespräch nach Bamenda ein. Bamenda ist die größte Stadt in der Region und rund 55 km vom Königreich Kom entfernt. Knapp 6000 Frauen laufen zu Fuß zu dem Treffen in die Stadt. Der britische Kolonialverwalter in Bamenda stimmt allen Forderungen der Frauen zu.

Doch auch nach dem Erfolg in Bamenda beenden die Frauen ihre Aktionen und Proteste vorerst nicht. So können sie kurze Zeit später erreichen, dass in Kom erstmals eine Gruppe von Frauen in höhere politische Positionen gewählt wird. Bis dahin waren diese nur den Männern vorbehalten gewesen.

Doch auch nach dem Erfolg in Bamenda beenden die Frauen ihre Aktionen und Proteste vorerst nicht. So können sie kurze Zeit später erreichen, dass in Kom erstmals eine Gruppe von Frauen in höhere politische Positionen gewählt wird. Bis dahin waren diese nur den Männern vorbehalten gewesen.

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Was denkst du?

Welche Akteure sind verantwortlich für die ungleiche Verteilung von Geld und Ressourcen auf der Welt?

Und was hat das mit Kolonialismus zu tun?

2 Kommentare
  1. Katze sagte:

    Vor allem weiße alte Großmächte, die immer noch von den kolonialen Strukturen profitieren. Misogyne, rassistische, diskriminnierende, ableistische Denkweisen, die den Prototyp “Weißer Mensch” an die Spitze setzen.

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